Tag 23

Gestern war ich sehr stolz auf mich: ich habe im Supermarkt bemerkt, dass sich fast eine neue Teesorte bei mir eingeschlichen hätte, weil sie echt lecker klang. Als ich sie in meinen Korb gelegt habe, habe ich aber gemerkt, dass neue Teesorten verboten sind und den Tee wieder zurück ins Regal gestellt. Es zeigt mir, dass sich langsam erste Effekte in meinem Hirn einstellen: ich fange an, zu hinterfragen, ob ich etwas kaufen darf oder nicht. Es wird normaler und kommt in meinem Alltag an, ohne dass ich immer bewusst daran denken muss. Das finde ich ziemlich gut.

Ansonsten bin ich heute fast in die Falle getappt. Ich hatte mir von Pons eine Kurzgrammatik für Italienisch und ein Übungsbuch dazu bestellt. Um es dann wieder zu stornieren und es auf meine Wunschliste zu packen. Das Problem an dieser Konstellation: es sind an sich Bücher und Bücher sind ja eigentlich erlaubt. Aber trotzdem hat es sich angefühlt, als würde ich meine Regeln unterlaufen. Solche Bücher sind etwas, was sich im Zweifel bei mir ansammeln kann, und deswegen wollte ich eine bewusste Entscheidung treffen und mir ernsthaft überlegen, ob ich das wirklich benötige oder ob sich mein Ziel auch anders genauso gut erreichen lassen würde. Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, die beiden Bücher auf meine Wunschliste zu setzen und in einer Woche noch einmal zu schauen, ob ich immer noch das dringende Bedürfnis habe, die Bücher zu kaufen. Und ob sie mir etwas nutzen und ob ich sie tatsächlich auch verwenden würde. Es sind ja schließlich keine Bücher zum Durchlesen, wie die, die ich sonst immer kaufe. Von daher lohnt es sich vermutlich schon, das erst einmal kritisch zu hinterfragen.

Was ich mir noch überlegen muss: ich würde gerne mit jemandem Keramik bemalen gehen. An sich ist das ja eine Tätigkeit. Nur am Ende des Tages nimmt man die bemalten Dinge ja mit nach Hause. Deswegen weiß ich gerade noch nicht, wie ich das einstufen soll. Aber ich habe ja auch noch Zeit dafür und muss mir das nicht direkt überlegen.

Tag 19

Ich bin motiviert, Dinge selbst zu machen. An meinem Auto ist seit einigen Wochen das linke Abblendlicht kaputt und ich drücke mich als davor, damit in die Werkstatt zu fahren. Gestern habe ich recherchiert, ob ich die Birne vielleicht auch einfach selbst wechseln kann. Es sieht so aus, als wäre das nicht sonderlich kompliziert, also möchte ich es zumindest erst selbst versuchen. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man solche kleinen Dinge selbst reparieren kann und da nicht mehr von anderen Personen abhängig ist. Außerdem spart es auch oft Geld. Ich weiß zwar nicht, wie teuer es ist, ein Abblendlicht in der Werkstatt wechseln zu lassen, aber es kostet ja auch Arbeitszeit, die bezahlt werden will. Und was spricht dagegen, es diesmal erst selbst zu versuchen? Zur Werkstatt fahren kann ich immer noch, wenn ich es nicht hin bekomme.

Gerade habe ich auch das dringende Bedürfnis, etwas zu kaufen. Es ist ein Mittel gegen Katzenhaarallergie, mit dem man die Katze einreibt und die Allergene dann neutralisiert werden. An sich führe ich gerade ein Trockenfutter ein, das auch helfen soll, aber das wird noch Wochen dauern, falls es am Ende überhaupt funktioniert. Das andere Mittel würde viel schneller helfen und eine Kombination von zwei Dingen schadet bei einer Allergie sicher auch irgendwo nicht. Jetzt stehe ich nur vor der Frage: Brauche ich das wirklich? Und fällt es überhaupt unter meine Erlaubt-Liste oder nicht? Und wenn nicht: ist es mir die Sache für den Februar wert?

Tag 18

Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass meine No Buy Challenge dafür sorgt, dass ich grundsätzlich hinterfrage, was ich kaufe. Und, was ich esse. Und, was ich schon zu Hause habe. Ich bin wieder motiviert, gesünder zu essen und auf zugesetzten Zucker (und meine abendlichen Chips-Eskapaden) zu verzichten. Ich möchte auch wieder mehr vegane Lebensmittel in meine Ernährung einbauen und auch neue Dinge ausprobieren und Alternativen für tierische Produkte finden. Insgesamt lebe ich gerade bewusster als vermutlich je zuvor. Weil ich mittlerweile viel mehr hinterfrage als ich am Anfang dieser Challenge gedacht hätte.

Heute habe ich meine Spendenziele ausgesucht. Ich möchte jeden Monat um die 50 € spenden. Jetzt habe ich eine Patenschaft für ein Mädchen in Äthiopien übernommen und spende jeden Monat an den WWF für den Klimaschutz. Es hat sich wirklich gut angefühlt, das endlich anzugehen.

Ich habe heute auch wieder ein paar Dinge aussortiert. Ein unnötiges Putzmittel, das ich bei meinem Einzug in diese Wohnung nur gekauft hatte, um mein Ceranfeld sauber zu bekommen (meine Vermieterin hatte es irgendwie geschafft, dass da super viel festgebrannt war) und seit ich den Herd wieder sauber habe, habe ich es nicht mehr genutzt. Es ist mit zu aggressiv und ich achte bei Putzmitteln auch darauf, dass sie möglichst umweltverträglich sind. Und da ich es ohnehin nicht mehr nutze, kann es auch weg. Außerdem habe ich drei Pullover und einen Cardigan aus meinem Kleiderschrank aussortiert, die mir schon länger ins Auge gefallen waren. Mein Kleiderschrank fühlt sich jetzt wieder leichter an. Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich das Gefühl habe, wieder zu viel Kleidung zu besitzen. Das ist jetzt wieder besser. Und weil ich ja nichts kaufen darf, wird die Anzahl meiner Kleidung auch reduziert bleiben. Vorher hatte ich in meinem Kleiderschrank eine „one in one out“ Regel, aber die brauche ich jetzt ja nur noch für den Fall, dass ich meine eine freie Sache pro Monat in ein Kleidungsstück investieren möchte. Am Ende habe ich noch alten Alkohol aussortiert, den ich nicht trinke und der bei mir nur im Kühlschrank liegt und dort Platz wegnimmt.

Generell bin ich sehr gespannt, wie ich meine freie Sache pro Monat in Zukunft nutzen werde. Ich könnte mir wirklich gut vorstellen, dass ich so gut darüber nachdenke, ob ich etwas nun wirklich brauche, dass ich meistens zu dem Ergebnis „nein“ komme und die freie Sache gar nicht nutze. Es kann aber auch sein, dass ich die freie Sache doch in jedem Monat nutze. Mal schauen.

Ansonsten habe ich heute meinen ersten Fail festgestellt. Ein klassischer Fall von „hätte ich vermeiden können, wenn ich mich vorher informiert hätte“. Ich hatte ja das ph-neutrale Duschgel für mein Tattoo gekauft. Es hat sich herausgestellt, dass ich es gar nicht vertrage. Also wollte ich heute eigentlich zum nächsten Drogeriemarkt fahren, um ein neues zu kaufen. Aber irgendwie kam ich auf die Idee, zu googeln, ob das feste Duschgel, was ich normalerweise benutze, vielleicht zufällig ph-neutral ist, um mir den Weg zu sparen. Was soll ich sagen? Ist es. Ich hätte das andere Duschgel überhaupt nicht kaufen müssen. Ich glaube, dass ich in Zukunft daraus mitnehme, dass ich mich erstmal darüber informiere, ob eine Sache, die ich schon habe, denselben Zweck erfüllen kann.

Ich finde es gerade sehr verrückt, was die Idee für meine No Buy Challenge am Ende bisher alles ausgelöst hat.

Tag 12 bis 15

Jetzt ist schon die Hälfte des ersten Monats vorbei. Die letzten Tage waren nicht so versuchungsreich, was das Kaufen von Dingen angeht. Ich hatte nur zwei Dinge, bei denen ich mich gefragt habe, ob sie unter die „erlaubt“-Liste fallen oder nicht.

Das Erste war mein Tattoo. Ich habe mir gestern relativ spontan mein erstes Tattoo stechen lassen und es natürlich auch bezahlt. Im Vorfeld habe ich mich schon gefragt, ob das in Ordnung geht oder nicht. Letztlich habe ich mich dafür entschieden, es zu machen, weil es für mich keine Sache an sich ist, sondern eine Dienstleistung und ich würde mir ja auch erlauben, zum Friseur zu gehen. Zielsetzung meiner Challenge ist es ja nicht, möglichst viel Geld zu sparen, sondern es nicht mehr für körperliche Gegenstände auszugeben, die dann in meiner Wohnung liegen und mich belasten. Mein Tattoo hat für mich eine emotionale Bedeutung, die für mich auf meiner mentalen Heilungsreise sehr wichtig ist. Deshalb empfinde ich es als große Unterstützung dafür.

Das Zweite war ein neues, ph-neutrales Duschgel. Eigentlich habe ich letzte Woche erst ein neues Duschgel gekauft, weil mein altes leer gegangen war. Da wusste ich aber noch nicht, dass ich mir den Dienstag darauf ein Tattoo stechen lassen würde und dass ich danach erstmal ph-neutrales Duschgel benutzen sollte, bis das Tattoo abgeheilt ist. Vor diesem Hintergrund habe ich das Duschgel als medizinisch notwendigen Gegenstand gekauft.

Ansonsten merke ich, wie ich in den letzten zwei Wochen immer ruhiger geworden bin. Es ist entspannend, nicht ständig auf Pakete warten zu müssen. Ich vermisse es gerade nicht. Hin und wieder hatte ich den Gedanken, neue Kleidung zu brauchen, aber dann habe ich an all die Kleidung in meinem Schrank gedacht und mich gefragt, was wirklich der Mehrwert wäre. Und die Antwort war: keiner. Ich habe eigentlich für alle Gelegenheiten etwas zum Anziehen und ich mag die Kleidung, die ich habe. Ich habe letzten Sommer schon das Projekt angefangen, dass ich nur noch 55 Kleidungsstücke (ohne Unterwäsche, Schlafsachen, Socken und Sportsachen) besitzen möchte. Das war damals einfach die Anzahl der Kleiderbügel, die ich hatte. Im Moment bin ich bei ungefähr 70 Kleidungsstücken und habe aber oft das Gefühl, dass es mir schon wieder zu viel wird. Ich bin gespannt, ob ich irgendwann deshalb nochmal Kleidung aussortieren werde oder nicht und ob ich irgendwann wieder bei 55 Kleidungsstücken ankomme. Das ist am Ende des Tages aber nicht mein Ziel. Das Wichtigste ist für mich, dass ich alle meine Kleidungsstücke liebe und auch alles und das auch gerne trage.

Tag 11

Heute war ich auch nochmal bei DM, weil ich noch ein paar Lebensmittel brauchte. Außerdem wollte ich mir eine neue Handcreme aussuchen, weil meine alte so gut wie leer ist und ich sie im Moment wirklich viel benutze. Also stand ich vor dem Regal mit Handcremes und hatte am Ende zwei verschiedene in der Hand. Mein erster Reflex war, einfach beide mitzunehmen, weil „ich muss ja testen, welche für mich am besten funktioniert“. Ich bin stolz auf mich, dass ich diesen Reflex nicht nachgegeben, sondern mich für eine Handcreme entschieden habe. Sollte sie wirklich nicht gut sein könnte ich die andere ja immer noch ausprobieren. Läuft ja nicht weg. Und so habe ich nur eine statt zwei Cremes gekauft – und ich bin mit meiner Wahl sehr zufrieden. Die zweite Creme wäre völlig unnötig gewesen. Ich hätte sie gar nicht gebraucht. Dieses Gefühl, nicht immer direkt mehrere Optionen testen zu müssen, war glaube ich ein nachhaltiges Gefühl, an das ich in ähnlichen Situationen oft zurückdenken werde.

Langsam habe ich auch das Gefühl, dass sich etwas in meinem Denken verändert. Tatsächlich denke ich mittlerweile etwas mehr nach, wenn mir ein Wunsch in den Kopf kommt, und bei manchen Dingen habe ich sogar schon gemerkt, dass ich sie gar nicht brauche. In meinem Kopf weitet sich das Konsum-Thema gerade aber viel weiter aus, als nur auf das Kaufen materieller Dinge. Ich hinterfrage zum Beispiel meinen Handy- und Fernsehkonsum wieder viel kritischer. Heute habe ich es das erste Mal geschafft, auch danach zu handeln und nur 2,5 Stunden Bildschirmzeit am Handy gehabt. Davor waren es 4,5-5 Stunden jeden Tag und ich habe deutlich gemerkt, dass mir das nicht gut getan hat. Genauso wie ich heute merke, dass es mir sehr gut getan hat, mein Handy heute so viel zur Seite zu legen.

Was ich mittlerweile auch wieder mehr hinterfrage ist, was ich esse. Ich habe sehr lange so gut wie ausschließlich vegetarisch gegessen und wollte schon in der Vergangenheit mehr in Richtung vegane Ernährung gehen. In den letzten Monaten hat sich das etwas aufgeweicht und ich habe wieder mehr Fleisch gegessen. Meistens in Form von Aufschnitt. Obwohl ich mich damit eigentlich nicht so richtig wohl gefühlt habe. Seit ich mir wieder mehr Gedanken über dieses Thema mache, esse ich interessanterweise wieder kein Fleisch und habe auch kein Bedürfnis mehr danach. Und ich bin wieder motiviert, etwas mehr vegan zu essen. Deswegen habe ich im DM heute veganen Rührei-, Omelette- und Speckersatz mitgenommen. Ich bin gespannt. An sich freue ich mich immer, wenn ich eine vegane Alternative zu etwas finde, was mir gut schmeckt. In dem Moment gibt es gar keinen Grund mehr dafür, dass ein Tier für meinen Genuss leiden muss.

Irgendwie habe ich nicht damit gerechnet, dass diese Challenge mich auf so vielen Ebenen beschäftigen und berühren würde. Es ist gut und unerwartet zugleich.

Ich bin gespannt, wohin der Weg noch geht.

Deine Anna

Tag 10

Heute habe ich das erste Mal konkrete Auswirkungen meiner Challenge auf meinen bisher normalen Alltag bemerkt. Es hat plötzlich etwas gefehlt. Da ich kaum Pakete mehr bekomme (eigentlich bestelle ich nur noch mein Katzenfutter im Internet), muss ich nicht mehr darauf achten, wann die Post kommt. Und was für mich viel eindrucksvoller ist: ich bestelle nichts mehr, was ich zurückschicken müsste. Wie beispielsweise Kleidung. Mir ist wirklich aufgefallen, dass ich keine Retouren mehr zur Post bringen muss. Und das bringt mich jetzt doch zum Nachdenken. Dass mir schon nach zehn Tagen dieser Gedanke kommt, muss ja im Umkehrschluss bedeuten, dass es vorher so normal war, dass ich viele Pakete bekomme und auch Retouren zur Post bringe, und ich habe es offensichtlich nie so hinterfragt. Da ich meine Energie grundsätzlich eher effektiv nutze und Dinge wie Retouren zur Post bringen schnell vor mir her prokrastiniere, fällt an der Stelle für mich schon ein teilweise unangenehmer Part weg. Trotzdem bin ich erschrocken darüber, dass ich anscheinend so viele Dinge gekauft und auch einige davon zurückgeschickt haben muss, dass mir der Unterschied zu jetzt auffällt. Es ist gerade wirklich sehr entspannt, mich nicht um Pakete kümmern zu müssen. Ich versuche gerade auch tatsächlich wieder, Dinge, die ich brauche oder kaufen darf weniger zu bestellen und eher im Geschäft vor Ort zu kaufen. Wie Bücher zum Beispiel. Es ist krass, wie sehr ich mich schon daran gewöhnt habe, alles zu bestellen statt es im Geschäft einfach zu kaufen. In vielen Fällen ist es an sich ja auch einfacher, weil man nirgends hin fahren muss und auch nicht in verschiedene Geschäfte gehen muss. Aber ich frage mich gerade schon, ob das nicht nur reine Bequemlichkeit meinerseits war und ob das wirklich notwendig gewesen ist.

So viel erstmal dazu.

Deine Anna

Tag 8 und 9

Gestern war ich das erste Mal seit dem Beginn der Challenge im DM. Normalerweise ist das eine große Schwachstelle von mir. Ich finde da eigentlich immer irgendwas. Insbesondere Nagellack. Gestern habe ich diese Abteilung gemieden. Schließlich wollte ich aus der Erfahrung am Vorabend im Fressnapf lernen und nicht wieder einfach so etwas unerlaubtes einpacken. Passiert wäre es mir trotzdem fast – aber eben nur fast! Was soll ich sagen? Es war ein Sprüh-Leave-in-Conditioner. Und ich hatte plötzlich das Gefühl, den Conditioner ganz dringend zu brauchen. Weil meine Haare im Winter so gerne trocken sind und Frizz kriegen. Klingt ja eigentlich nach einer guten Begründung. Aber: Erstens gehören neue Pflegeprodukte auf meine no buy Liste. Und zweitens habe ich doch bisher auch super ohne diesen Conditioner leben können und war auch zufrieden. Ich brauchte den Conditioner nicht. Ich wollte ihn nur. Und das geht mir bei DM leider öfter so. Doch worauf ich besonders stolz bin: ich hatte den Conditioner in der Hand und habe dann beschlossen, ihn doch wieder zurück zu stellen, weil er nicht erlaubt ist. Es war ein gutes Gefühl, aus der Sache im Fressnapf vor ein paar Tagen gelernt zu haben. Ich glaube, in meinem Kopf kommt langsam an, dass ich gerade nur noch bestimmte Dinge kaufen darf und dass ich deshalb vor einem Kauf überlegen muss, ob die Sache erlaubt ist oder nicht.

Ansonsten hatte ich heute das Gefühl, dass ich meinen Fokus ein wenig verloren habe, seit ich nach meinem Urlaub wieder angefangen habe zu arbeiten. Ich möchte mein Konsumtagebuch langsam weiter ausfüllen und mich generell mit dem Konsum-Thema neben der Challenge weiter auseinandersetzen. Ich hatte heute wieder ein paar kleine Dinge, die ich hätte kaufen wollen. Leider habe ich vergessen, sie aufzuschreiben. In solchen Momenten muss ich mir unbedingt angewöhnen, das zu tun.

Das war’s erstmal.

Deine Anna

Tag 7

Heute hätte ich fast meine Challenge gebrochen. Unabsichtlich. Einfach nur, weil ich nicht daran gedacht habe, dass ich nichts kaufen darf. Es ist so beeindruckend, wie tief diese Gewohnheit, alles jederzeit kaufen zu können, nur weil es mir spontan gefällt, in mir verwurzelt ist. So tief, dass ich es erst gemerkt habe, als ich an der Kasse stand und realisiert habe, dass die Sache nicht auf meiner Liste der erlaubten Dinge steht. Das war glaube ich das erste Mal in meinem Leben, dass ich eine Sache an der Kasse selbst doch noch im Laden gelassen habe und es war mir super unangenehm, zu fragen, ob ich es doch noch da lassen kann. Normalerweise würde ich sowas nie tun, aber diese Challenge holt mich an dieser Stelle aus meiner Komfortzone heraus. Dennoch war ich am Ende sehr stolz auf mich, dass ich für meine Entscheidung eingestanden habe, obwohl es mir unangenehm war. Und dass ich überhaupt bemerkt habe, dass ich dabei bin, etwas „verbotenes“ zu kaufen. Ich muss wirklich besser darauf aufpassen, wenn ich einkaufen gehe, und mehr hinterfragen, ob die Dinge in meinem Einkaufskorb (ob tatsächlich oder virtuell) auch wirklich auf der Liste der „erlaubten“ Dinge stehen. Ein nächster Schritt zu bewusstem Einkaufen also. Ich schätze, es wird an der Zeit, eine neue Gewohnheit zu etablieren. Dieses Erlebnis heute hat jedenfalls gesessen und ich denke, dass ich das so schnell nicht mehr vergessen werde.

So viel zu heute.

Deine Anna

Tag 6

Heute war ich das erste Mal seit dem Beginn meiner No-Buy-Challenge in einem Einkaufszentrum. Der Plan war es, bei meinem Optiker Kontaktlinsenmittel zu holen und anschließend im Buchladen vorbeizuschauen und mir ein neues Buch auszusuchen. Ich hatte am Vorabend mein anderes Buch nämlich fertig gelesen. Da ich grundsätzlich nicht oft in Einkaufszentren oder Shopping Mails gehe, weil mir dort einfach zu viele Menschen auf einem Haufen unterwegs sind, habe ich mich am Anfang etwas erschlagen gefühlt. Auf dem Weg vom Parkdeck zu meinem Optiker bin ich an einigen Bekleidungsgeschäften vorbeigelaufen, in die ich ansonsten normalerweise wohl rein gegangen wäre. Ich habe Dinge im Schaufenster gesehen, die mir gefallen haben und die ich ansonsten vermutlich anprobiert hätte. Ich hatte aber auch den Eindruck, dass ich sogar mehr darauf geachtet habe, was es alles gibt, weil ich wusste, dass ich es ohnehin nicht kaufen darf. Klingt irgendwie paradox, wenn ich es so schreibe. Aber so ist es vermutlich einfach mit Verboten: die Dinge werden erstmal interessanter, bis man merkt, dass man sie gar nicht braucht. Also habe ich mir gesagt, dass ich genug Kleidung habe und an meinen Kleiderschrank gedacht. Und dass ich jetzt schon teilweise davor stehe und nicht weiß, was ich anziehen soll, obwohl ich vor einigen Monaten schätzungsweise 60-70% meiner Kleidung aussortiert habe. Wozu also etwas Neues kaufen, wenn ich mich jetzt schon manchmal nicht entscheiden kann, was ich morgens aus dem Schrank nehmen soll?

Nach dem Optiker im Buchladen angekommen kam die nächste Herausforderung auf mich zu: es gibt dort einfach zu viele interessante Bücher, die ich lesen will. Ich hatte mir ja aber eigentlich auferlegt, nur vier Bücher pro Monat zu kaufen. Also habe ich mich am Ende für zwei Bücher entschieden, weil es ja auch erst der sechste des Monats war und ich nicht alle vier Bücher für diesen Monat mit einem Schlag aufbrauchen wollte. Und genau dieser Gedanke hat mich noch lange danach beschäftigt. Der Grund, weshalb ich mich dazu entschieden habe, Bücher grundsätzlich auf die Kaufen-erlaubt-Liste zu setzen war, dass ich Bücher zur persönlichen Weiterentwicklung lese und mir diese Bücher mental einfach sehr gut tun. Diese Challenge soll dafür sorgen, dass ich weniger unnötige Dinge kaufe, aber Bücher sind deshalb für mich einfach nichts Unnötiges, was ich reduzieren müsste. Bei Büchern neige ich auch nicht zu dem Phänomen, dass ich spontan ein Buch kaufe und später denke, dass ich es vielleicht doch nicht gebraucht hätte. Denn ich lese es. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, die zahlenmäßige Beschränkung für Bücher pro Monat aufzuheben. Denn sie ist nicht notwendig, um das Ziel meiner Challenge zu erreichen und schadet am Ende des Tages meiner mentalen Gesundheit und meiner Leidenschaft fürs Lesen.

Dennoch habe ich eine meiner besten Freundinnen damit beauftragt, dass sie überwachen soll, dass ich nicht ständig solche Ausnahmen einführe oder Regeln ändere. Ich habe mir angewöhnt, sie nach ihrer Meinung zu fragen, wenn ich mir bei einer Sache nicht sicher bin, unter welche Liste sie fällt. Das klappt bisher ganz gut. Ich bin sehr dankbar, sie als Unterstützung bei dieser Challenge zu haben.

Das war es für heute.

Deine Anna

Tag fünf

Heute sind die erste Abgrenzungsschwierigkeiten aufgetreten. Genau genommen geht es um Tagebücher und Journals. Ich habe im Dezember angefangen, ein Achtsamkeitsjournal zu führen. Das tut mir sehr gut, weil ich langsam merke, wie es mein Denken verändert und wieder mehr auf positive Dinge lenkt. Aber was ist, wenn es voll geschrieben ist? Darf ich mir überhaupt ein neues Journal kaufen, um diese Routine fortzuführen? Fällt es unter meine eine Ausnahme-Sache pro Monat oder unter Bücher, von denen ich mir erlaubt habe, vier Stück pro Monat zu kaufen? Es ist eben eine Mischung aus einem Buch und einem Notizbuch und damit ein echter Grenzfall. Ich werde mich mit genau diesem Buch erst in vielleicht zwei Monaten befassen müssen. Aber trotzdem macht es Sinn, das für diese Sparte an Büchern einmal für mich festzulegen. Denn ich merke, dass mir diese Art von Büchern gut tut. Es bringt mich dazu, mir über manche Ansichten, die ich habe, klar zu werden und meine Ansichten auch irgendwo zu hinterfragen. Teilweise bilde ich mir auch zu manchen Dingen das erste Mal in meinem Leben eine Meinung und das ist für mich persönlich eine sehr wertvolle Entwicklung. Von daher kann ich mir gut vorstellen, dass so etwas öfter auf meiner Liste stehen könnte.

Auf der einen Seite sind es ja schon irgendwo Bücher, die einem selbst einen Impuls geben und die man selbst nur ausfüllt. Auf der anderen Seite würde ein Journal im Sinne von einem leeren Notizbuch definitiv unter die eine Sache pro Monat fallen. Es ist wirklich schwierig, an dieser Stelle abzugrenzen und mich nicht von meinem Wunsch, so etwas kaufen zu können, leiten zu lassen. Deshalb lasse ich diese Frage jetzt erst einmal kurz hier liegen und werde später noch einmal überlegen. Vielleicht mit ein wenig mehr Abstand.

Ich habe mich am Ende dafür entschieden, solche Bücher als Bücher im Sinne meiner Regeln zu erlauben, wenn ich nicht noch ein ähnliches Buch habe, das ich noch nicht fertig ausgefüllt und gelesen habe. Ich habe 4 Bücher pro Monat für mich erlaubt, weil es gut für meine persönliche Entwicklung ist und diese Ausfülljournals verfolgen ja das selbe Ziel. Von daher kann ich es mit mir selbst vereinbaren, das zu erlauben. Allerdings eben unter der 4-Bücher-pro-Monat-Beschränkung.

Ich bin gespannt, welche weiteren Herausforderungen noch auf mich warten.

Deine Anna